2. Treffen 2017 im Walzwerk Brandenburg-Görden

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Zum 2. Brandenburger Häftlingstreffen am 8. Juli 2017 versammelten sich politisch Verfolgte aus der DDR im Industriemuseum Brandenburg/Havel, dem früher gewaltigen Stahl- und Walzwerk, wo viele politische Gefangene im Sozialismus ausgebeutet wurden und Zwangsarbeit leisten mussten. Heftig wurden schmerzhafte Repressionserfahrungen miteinander und mit den Referenten ausgetauscht. Der Direktor des Industriemuseums, Historiker Marius Krohn, hielt die Begrüßungsrede. Nach einer Lesung aus Freya Kliers Buch zu Michael Gartenschläger, der wegen Lappalien viele Jahre im Gefängnis Brandenburg unter Kriminellen gefangen gehalten und später durch das bewaffnete Organ der Partei beim Abbau von Selbstschussanlagen erschossen wurde, erklangen sarkastisch gute Gitarrensongs von Dr. med. Karl-Heinz Bomberg. Auch das Referat des ostdeutschen Psychotherapeuten über Haftfolgeschäden war aufschlussreich, ebenso die Forderung des Vorstandes der IG ehemaliger politischer Brandenburger Häftlinge 1945-1989 nach mehr gesellschaftlicher Anerkennung des Kampfes um Demokratie, dem Menschenrecht auf Gesundheit.
Dazu wurde beschlossen, die Häftlingsforderungen zum Recht auf Gesundheit gemäß Behindertenkonvention 2006 und den UNO-MR-Konventionen an die Brandenburger Landesminister zu versenden. Eine Umbenennung der Magdeburger Landstr. auf den Namen des langjährigen Brandenburg-Häftlings Michael Gartenschläger wird bei der Stadtverwaltung beantragt.

Die Anzahl politischer Häftlinge in Brandenburg-Görden soll erforscht werden, dazu einzelne pädagogisch nutzbare Beispiele in Buchform. Ein Einweisungsplan der VSV verfügte 1968, alle Häftlinge mit höheren Strafen (über 5 Jahren), darunter auch politische, in die StVA Brandenburg einzuweisen. Brandenburg-Görden wurde wohl deshalb ausgewählt, weil politische Häftlinge im größten Schwerverbrechergefängnis der DDR nur eine Minderheit waren und entsprechend leicht unter Kontrolle zu halten.

Des Treffen 2017 wurde aus Eigenmitteln finanziert, es gab eine gute öffentliche Resonanz: Ein Grußwort der CDU-Landtagsfraktion Brandenburgs wurde ausgelegt. Der Fraktionsvorsitzende betonte das „wichtige Zeichen gegen das Vergessen bei der heutigen Einweihung der Michael Gartenschläger Allee“. Eine Deutschlandfunk-Journalistin hörte spannende, unbefangen erzählte DDR-Biografien.
Die prophylaktische Straßenumbenennung mit Papierbannern vor der Strafanstalt in Michael Gartenschläger Allee gedachte symbolisch aller politischen Gefangener in Görden. Danach besichtigten die Häftlinge die gut gemachte Gartenschläger-Ausstellung, authentisch aufgebaut im staubigen Arbeitsgelände des ehemaligen Walzwerks.

Agenda 2Haeftlingstreffen in Brandenburg2017
CDU-Grusswort_2017_07_07-FraktionLandBrandenburg